Offenbar polarisiert das Thema Filter- und Facetten-Suche so stark, dass E-Commerce-Webseiten oftmals nur zwei Ausprägungen kennen:
- Es entstehen durch Filter gar keine aufrufbaren, verlinkten URLs
- Jeder Filter kreiert eine neue, aufrufbare und verlinkte URL
Ich zeige Dir heute wieso der richtige Umgang mit Deiner Filternavigation große Wachstumschancen im SEO bietet und was die meisten Deiner Wettbewerber falsch machen.
Was ist eine Facettensuche (Faceted Navigation)?
Mit Facettensuche wird in der Regel die Funktionalität benannt, die von Inventar getriebenen Webseiten (E-Commerce, wie Online-Shops) eingesetzt wird, um die Summe an angezeigten Produkten sinnvoll zu reduzieren.
Die Besonderheit dabei ist, dass die Auswahl der Attribute / Merkmale iterativ & parallel erfolgt. So sehen Nutzer:innen schon während des Auswahlprozess, wie sich die Produktauswahl live anpasst.
Und auch wenn wir die beiden Begriffe Facetten- & Filter-Navigation im Alltag synonym verwenden, besteht ein Unterschied. Die klassische Filternavigation lässt nur eine Dimension als Auswahl zu und keine Kombination aus mehreren zur gleichen Zeit.
Unterschied(e) Filter- und Facettensuche
- Facetten: Miteinander kombinierbar, Produktliste reduziert Auswahl Schritt für Schritt auf gleicher URL
- Filter: Nicht miteinander kombinierbar, URL lädt direkt nach Auswahl
Wie verhält sich die Facettennavigation?
Die Facettennvigation spielt vor allem auf Kategorie- und Sub-Kategorieseiten eine große Rolle. Dabei sind die entsprechenden Filterwerte die beschreibenden Eigenschaften der jeweiligen Produktgruppe in der Kategorie und ermöglichen es Nutzer:innen Produktlisten nach ihren Vorstellungen zu filtern.
Beispiele für Filter (Eigenschaften)
- Material
- Preis
- Farbe
- Größe
- Stil
- uvm.
Selbst Marken werden in einigen Shops als Filterdimension genutzt.
UX und SEO-Verhalten
Die Unterschiede des Verhaltens der Facettennavigation haben gleichzeitig auch einen gewissen Einfluss auf die SEO-Herausforderungen.
Wenn die Filterauswahl „bestätigt” wird, führt das
- zum Reload der Produktliste und zeigt nur noch die auf den Filter passenden Produkte an. Das findet oftmals durch den Einsatz von JavaScript auf der gleichen URL statt - SEO hat keine Chance diese Facette zu optimieren, da keine spezifische URL entsteht.
- zum Reload der Produktliste und zeigt nur noch die auf den Filter passenden Produkte an. Hierbei wird JavaScript angewendet um eine spezifische, neue URL anzuzeigen - SEO sollte für die Erreich- und Crawl-Barkeit sorgen (z.B. durch interne Verlinkung)
Aus UX-Sicht kann ein sofortiges Laden der Produktliste schlecht sein. Immer dann, wenn Nutzer:innen dazu neigen, mehrere Filter auszuwählen, wäre ein „Sammeln" der Auswahl sinnvoller. Nutzer:innen müssen dann diese Auswahl über einen Button bestätigen.
Gängige URL-Schemata der Filter-URLs
Müssen Filter-URLs sprechend sein?
Wenn wir als SEO die Chance haben, dann sorgen wir für weitestgehend sprechende URLs. Heutzutage weniger aus Ranking-Relevanz, sondern vor allem weil wir URLs eindeutig interpretieren können wollen: Aus Monitoring-, Analyse- und Debugging-Gründen.
Im Allgemeinen können wir aber die meisten URL-Muster erfolgreich optimieren, so dass ich nicht empfehle, URL-Strukturen aus diesem Grund zu ändern!
Dabei finden sich in der Praxis folgende URL-Muster für gefilterte Produktlisten:
- Angehängte Parameter: /?color=baltic-blue&style=oversize (z.B. otto.de)
- Statische in URL integriert: /_schwarz/ oder /--schwarz/ (z.B. Zalando)
- Hash (vereinzelt)*: /#preis=100
* Hash-URLs werden von Google als Abschnitt des Pfade vor dem Hash gesehen und stellen daher keine eigene URL dar. Sie sind also nicht für Facetten-URLs geeignet, die relevant für SEO sind.
Wo findet man die Facettensuche?
Nicht nur Onlineshops, sondern alle Inventar getriebenen Webseiten setzen auf die Facettensuche. Dabei dient diese zur Verbesserung der Informationsarchitektur und der internen Verlinkung. Gerade bei sehr großen Seiten ein Hebel, um das SEO-Wachstum zu fördern.
Typen von Inventar getriebenen Webseiten
- Vertikale Suchmaschinen (Aggregatoren): Reisen (z.B. trivago.de), Preisvergleiche (z.B. idealo.de), Jobsuchen (z.B. indeed.com), Rezeptseiten (z.B. chefkoch.de)
- Classifieds: Immobilien (z.B. Immoscout24.de), Jobsuchen (z.B. stepstone.de), Automobil (z.B. Autoscout24.de)
- Marktplätze: amazon.de, ebay.de, etsy.com
Beispiel Autoscout24 Facettierte Navigation
Autoscout24 hat dieses Potenzial natürlich schon lange erkannt, verlinkt allerdings nicht über die einzelnen Filter direkt. Stattdessen werden SEO relevante Facetten von unterhalb der Hauptinhalte (abhängig vom Template) verlinkt.
Dieses Linkmodul ist relativ einfach gehalten, dabei aber meiner Meinung nach gut strukturiert. Es hilft also Nutzer:innen schnell zum Ziel zu kommen und ermöglicht Suchmaschinen gleichzeitig alle wichtigen Seiten zu erreichen.
Welches Potenzial bietet die Filterindexierung?
Der Aufwand für die richtige Konfiguration der Facettennavigation in einem Online-Shop ist in der Regel hoch. Neben der eigentlichen Indexierungslogik, müssen oftmals neue Linkmodule entwickelt, Texte geschrieben und Seiten optimiert werden.
Dieser Invest muss sich auch wirtschaftlich amortisieren. Oftmals sind wir SEOs auch dazu angehalten einen Forecast des zu erwartenden Ergebnisses zu erstellen.
Abhängig vom Thema und aus meiner Erfahrung kann man durchaus mit mindestens +20% Traffic-Zuwachs rechnen. Man muss sich allerdings heute mehr denn je gedulden. Langsames Traffic-Wachstum der neuen Filterseiten kann man zwar ab den ersten Wochen beobachten.
Bis das volle Potenzial ausgeschöpft wird, vergehen allerdings gut und gerne 12 Monate. Ihr werdet also erst ab dem 2. Jahr so richtig von eurem Invest profitieren.
Beispiel: Facetten-Potenzial für „Gartenhaus” als Thema
Während das eigentliche Hauptthema (Kategorie) knapp 80.000 Suchen auf sich vereint, besitzen alle hier aufgeführten Facetten-Keywords eine Nachfrage von 85.000 Suchen pro Monat.
Etwas mehr als die Hälfte des Potenzials im Thema versteckt sich also in der Facettenavigation.
Herausforderungen für SEO bei Facettensuchen
Wie eingangs erwähnt: Ich sehe in der Praxis sehr häufig, dass entweder alle Filter-URLs für den Crawler erreichbar sind oder keine. Beide Status deuten darauf hin, dass die Facetten-Suche noch Optimierungspotenzial besitzt.
Denn entweder besitzt die Webseite erhebliches, ungenutztes Potenzial(¹) oder (²) ist die technische Implementierung ineffizient und verhindert (weiteren) SEO-Erfolg.
In jedem Fall sollten Webseitenbetreiber beiden Ausprägungen begegnen, die sich grob in folgenden Themen widerspiegeln:
- Traffic-Potenzial verschenkt (¹): Immer dann, wenn die Filter-URLs nicht entstehen oder nicht indexierbar sind, verschenken Inventar getriebene Webseiten wie Onlineshops erhebliches Traffic-Potenzial.
- Duplikate Inhalte (²): Durch Filter-URLs entstehen Duplikate, die indexierbar sind und verlinkt werden
- Verschwendung Crawl-Budget (²): Alle Duplikate verursachen Verschwendung von Crawl-Budget
- Crawl-Sackgassen (²): Exponentielle Ausdehnung der Facetten-Suchen-URLs führt dazu, dass Crawler abbrechen
- Ineffiziente interne Verlinkung (²): Linkkraft wird an URLs verschwendet, deren Themen keine organische Nachfrage besitzen
- Niedrige Qualität indexierter URLs („Index-Bloat") (²):Vor allem sehr große Webseiten (>100.000 URLs) müssen aufpassen, dass sie nicht in eine Google-Algo-Penalty wie den Panda fallen.
So Potenziale und Probleme in Facettennavigation aufdecken
Sowohl verschenktes Potenzial, als auch nicht identifizierte technische Probleme deiner Facettennavigation gehören angegangen.
Potenziale identifizieren
Grundsätzlich gibt es zwei Wege, um die Potenziale deiner Facetten- und Filter-URLs zu entdecken. Zum einen können dir alle Filterattribute und die dafür vorhandenen Werte als Ausgangspunkt dienen (intern), zum anderen ist eine Orientierung am Wettbewerb möglich (extern).
1. Eigene Filter mit Kategorien kombinieren:
Vor allem sofern noch gar keine URLs deiner Facettennavigation erreichbar und optimiert sind, eignet sich diese Methode als Einstieg.
Dabei kombiniert man alle Kategorienamen mit allen Filternamen und erhält so eine lange Liste an potenziell relevanten Keywords. Außerdem kann man sich sicher sein, dass der Shop zu diesen Keywords bereits Inventar besitzt.
Ein Beispiel
Als Outdoor-Spezialist verkauft bergfreunde.de „Schlafsäcke” (Kategorie). Zu dieser Kategorie gibt es sehr viele mögliche Filter.
Die Werte dieser Filter kombiniert man mit dem Namen der Kategorie. In diesem Beispiel beschränken wir uns auf „Eigenschaften”. Aus dieser Kombination ergeben sich dann u.a. folgende Keywords:
[Kategorie] + [Filterwert]
- Schlafsack aufblasbar
- Schlafsack faltbar
- Schlafsack ultraleicht
Als nächstes ergänzt ihr diese Liste um die Nachfrage (Suchvolumen) und die Anzahl der vorhandenen Produkte in eurem Shop.
Nur Kombinationen, die relevante Nachfrage besitzen und zu denen euer Online-Shop auch ausreichend Inventar besitzt, sind die tatsächlichen Potenziale.
Weitere Ergänzungen
- Daten aufbereiten und verbessern: Das Beispiel ist sehr einfach gehalten. Themen wie eine umgedrehte Reihenfolge der Worte, Plural, Präpositionen einfügen usw. können natürlich das Ergebnis stark verbessern.
- Automatisation: Das Vorgehen sollte weitestgehend automatisiert sein. Niemand sollte diese Art von Operationen manuell durchführen. Die Zeit kann man im Vorhinein lieber dazu investieren, eine Automationslösung zu kreieren.
2. Gap-Analyse
Der Vergleich zum Wettbewerb ist die ideale Ergänzung, wenn du bereits sicher bist, alle Potenziale durch eigene Daten (Kombinationen aus Kategorien und Filterwerten) erhoben zu haben.
Ich möchte hier gar nicht zu groß ins Detail gehen, denn die Agentur Seokratie hat bereits einen umfangreichen Content-Gap-Guide veröffentlicht.
Sehr gute Erfahrungen habe ich persönlich wiederholt mit dem SEMrush Keyword-Gap Tool gemacht.
Empfehlung: Damit der Output dieser Gegenüberstellung zum Wettbewerb nicht durch zu viele, irrelevante Keywords geflutet wird, sollte man sich nur auf die Segmente der Wettbewerber konzentrieren, die klar als „Filter-URL” zu erkennen sind.
Es hilft also, wenn der Wettbewerb ein schönes URL-Muster für seine Filter-URLs besitzt, auf das man filtern kann
Technische Probleme der Filterindexierung erkennen und bewerten
Bereits beschrieben habe ich die Herausforderungen, die durch ungerichtete Filterindexierung entstehen können.
Wenn du dich bisher nicht um ein aktiv gezieltes Indexierung-Management der Facetten-URLs gekümmert hast, kann es durchaus sein, dass alle bereits beschriebenen Nachteile auf deinen Online-Shop wirken.
Um das Problem zu identifizieren und dessen Größe abschätzen zu können, empfehle ich dir wie folgt vorzugehen:
1. Identifikation ob Facettennavigation indexiert wird: Der sog. „Index-Bloat” ist per se kein Problem. Lediglich ein Symptom dafür, dass die Filter-URLs erreichbar sind. Erreichbarkeit bedeutet als Konsequenz allerdings, dass hierhin limitierte Ressourcen (z.B. Linkkraft, Crawl-Budget) vererbt werden. Ressourcen, die du eigentlich auf wirklich relevante URLs leiten möchtest.
Entdecken kann Google diese URLs z.B. über interne und externe Links, aber auch deine XML-Sitemaps.
Der einfachste Weg zur initialen Identifikation ist meiner Meinung nach der Blick in den GSC-Abdeckungsbericht:
2. Einschätzung Relevanz: Du musst für dich festlegen, ob die Zahlen, die du dort siehst, es überhaupt rechtfertigen, weiter in dieses Thema Zeit zu investieren. Ultimativ wirst du wahrscheinlich andere Teams (z.B. Shop-Entwickler) involvieren müssen.
Um hier die richtigen Themen zu priorisieren, solltest du schon überzeugt davon sein, dass die Filterindexierung ein „massives” Problem im Shop darstellt.
Dazu würde ich empfehlen, dass du dir insbesondere das Verhältnis von „nicht indexierte” zu „indexierte” URLs anschaust. Ein großes Missverhältnis zu Gunsten nicht indexierter URLs, deutet zumindest auf Herausforderungen hin.
Erinnerung: Nicht die Anzahl der URLs ist das Problem, nur die Tatsache, dass Google diese entdeckt und das in den meisten Fällen über Verlinkungen. Diese Ineffizienz ist das Problem.
Um zu erkennen, ob deine Facettennavigation das Problem ist, suchst du dann in den Problemberichten nach den passenden URL-Mustern.
3. Quantifizierung des Problems: Solltest du zu dem Schluß kommen, dass bei der Filter- bzw. Facettenindexierung einiges im Argen liegt, kommst du um eine Detailanalyse nicht herum. Damit du das Problem wirklich realistisch quantifizieren kannst, sind zumindest die folgenden beiden Schritte erforderlich:some text
a) Crawling: Damit du abschätzen kannst, wie viel Page-Rank (Linkkraft) dieses Seitenmuster konsumiert, sollte ein Crawling der Seite erfolgen. Crawler wie der ScreamingFrog oder auch eine Suite wie Audisto berechnen dir nach Abschluß des Crawlings diesen Wert. Für mich die Tools meiner Wahl. Bei sehr großen Seiten (>50.000 URLs) setze ich in der Regel auf Audisto.
b) Logfiles: Darüber hinaus solltest du dir Zugang zu Logfiles organisieren, damit du in der Lage bist abzuschätzen, wie viel Crawl-Budget deine Facettenavigation konsumiert.
Mit diesen Erkenntnissen kannst du zumindest die Größe des Problems in Zahlen beschreiben und hast für einen Vorher-Nachher-Vergleich eine Ausgangsbasis, um deine Erfolge auch reporten zu können.
Außerdem sollten die Quellen für interne Verlinkungen dieser Muster dabei entdeckt werden, so dass du etwaige Tickets für dein Dev-Team sehr genau beschreiben kannst.
Facetten-Navigation für SEO richtig implementieren
Wie macht man es jetzt aber richtig?
Ziel: Jede Filter-URL muss einzigartig sein und eine für deine Webseite relevante, organische Nachfrage bedienen.
Facetten mit Nachfrage (Suchvolumen)
Eigentlich ist Suchvolumen nur ein Parameter von zweien, der eine Entscheidung über die Entstehung einer solchen URL beeinflussen sollte. Der Zweite, nämlich eine ausreichende Anzahl an Produkten, ist mindestens genau so wichtig.
Ohne ausreichendes Inventar wird eine solche URL keine Chance (nachhaltig) darauf bekommen in der Suche Erfolg zu haben.
Der Grund liegt eigentlich auf der Hand: Die Nutzerintention kann nicht bestmöglich bedient werden und eine zum Wettbewerb zu geringe Auswahl an Produkten ist ein Nachteil.
Was passiert mit Filterseiten ohne Produkte?
In der Regel reagiert Google sehr schnell im Fall, dass eine gefilterte URL „leerläuft” und keine Produkte mehr besitzt. Die Konsequenz ist die De-Indexierung dieser Seite, meist innerhalb weniger Stunden.
Filterseiten ohne Produkte würden im Zweifel Nutzer sehr unzufrieden zurücklassen, weshalb Google aus Eigeninteresse sehr schnell handelt.
Anforderungen an indexierbare Filter-URLs
Für alle Facetten mit Suchvolumen gelten die gleichen Optimierungsregeln, wie sonst auch. Das bedeutet du musst dafür sorgen, dass
- Titles und Descriptions einzigartig und anpassbar sind.
- es eine H1 mit dem Thema der Seite als größte, visuelle Überschrift gibt.
- der Breadcrumb-Pfad vorhanden ist.
- es möglich ist, einen Text auf der Seite zu platzieren, idealerweise modular, auch oberhalb der Produktliste.
- die Facetten intern auch verlinkt werden.
- strukturierte Daten implementiert wurden.
- Indexierungsanweisungen per URL steuerbar sind und durch das SEO-Team verwaltet werden. Idealerweise sind alle Filter-URLs standardmäßig auf “noindex” und erst durch eine aktive Handlung durch dich und dein Team wird eine Indexierung ermöglicht.
- Filter-URLs in eine (gesonderte) XML-Sitemap aufgenommen werden. Das ermöglicht dir ein besseres Monitoring, erleichtert segmentierte Analysen und dient nicht zuletzt als Basis eines Erfolgs-Reportings.
In der Regel sehe ich allerdings keine Problem mit der Erfüllung dieser Anforderungen, weil für die Facetten oft das Template normaler Kategorieseiten eingesetzt wird.
Sonderfall: Multifilter-URLs
Nutzer:innen die genau wissen, was sie kaufen wollen und somit kurz vor dem Kauf stehen, sind für jeden Online-Shop sehr relevant. Oftmals sind das die Fälle in denen die Keywords sehr spezifisch die Intention zum Ausdruck bringen, wie z.B.
„Weiße Damen Sneaker elegant“ (1.350 Suchen pro Monat lt. SISTRIX)
Je nach Aufbau des Shops führt das zu einer Kombination aus 2-3 Filtern:
- weiße [Farbfilter]
- elegant [Eigenschaftsfilter]
- Damen [Gender-Filter]
Um auch diese Intentionen mit der Facettennavigation potenziell bedienen zu können, müssen sogenannte Multifilter-URLs ebenfalls erreichbar gemacht und optimiert werden.
Bei otto.de sieht die URL entsprechend aus:
URL: https://www.otto.de/damen/schuhe/sneaker/?farbe=weiss&stil=elegant
Dein Online-Shop sollte dir sämtliche Optimierungsmöglichkeiten zur Verfügung stellen, um auch diese URLs optimieren zu können.
Umgang mit Filter und Facetten ohne Suchvolumen
Wenn im Recherche-Prozess auffällt, dass die Kombination einer Kategorie + Filterwert kein Suchvolumen besitzt, dann lässt man diese URL nicht entstehen.
In der Realität stehen wir regelmäßig vor der Aufgabe massenhaft Filter-URLs aufräumen zu müssen, weil die Automatismen des Shops diese URLs ganz ohne Nachfragebestimmung haben entstehen lassen.
Die daraus resultierenden Herausforderungen haben wir bereits weiter oben angesprochen.
Schlussendlich solltest du dafür sorgen, dass diese URLs
- Aus dem Index verschwinden
- aus der internen Verlinkung herausgenommen werden
1. Indexstatus ändern (“noindex”)
Um die Seiten so schnell wie möglich aus dem Index zu bekommen, solltest du auf allen <meta name=”robot”s content=”noindex”> . Auf diese Weise gehst du sicher, dass die URLs beim nächsten Crawl aus dem Index verschwinden.
Um den Vorgang anzustoßen, beschleunigen und zu überwachen, empfiehlt es sich die Liste der URLs in eine eigene XML-Sitemap zu packen und so die De-Indexierung fortlaufend zu überwachen.
Jede andere Methode (z.B. Einsatz von Canonicals) führt dich vielleicht auch zum Ziel, aber nie so definitiv wie ein crawlbares „noindex". Ganz wichtig ist also, dass du nicht vorher schon die internen Verlinkungen zu diesen URLs entfernst.
Jede andere Methode führt Euch vielleicht auch zum Ziel, aber nie so definitiv wie ein crawlbares „noindex".
2. Aus der internen Verlinkung entfernen
Die Herausforderung besteht in der Regel darin, die so de-indexierten URLs in der internen Verlinkung nicht mehr zu berücksichtigen. Ich persönlich kenne kein Shopsystem, das dazu aus Bordmitteln in der Lage wäre.
In jedem Fall möchte man allerdings erreichen, dass die Facettennavigation intern keinen <a href="…"/>-Link mehr bekommen.
Dazu muss man „einfach” den Link entfernen, dessen Funktionalität wird aber in der Regel noch gebraucht (Nutzer dürfen gerne weiterhin filtern). D.h. der Filter soll auch weiterhin durch echte Nutzer auswähl- und benutzbar sein.
Deshalb wäre eine gute Umsetzung auf <strong>Methoden der Link-Maskierung</strong> zu setzen:
- Client-Site JS
- PRG-Pattern
- Formulare / Buttons
Interne Verlinkung für Facetten (Filterseiten)
Wie bereits angedeutet, sind Filterseiten oftmals kein Standard. Jedenfalls nicht so, wie wir sie im SEO benötigen:
- Crawlbar
- Intern verlinkt
Ohne diese werden die Potenziale der Facetten-Navigation allerdings nicht gehoben werden können. Alles steht und fällt mit der Art und Weise, wie die Facettensuche intern verlinkt wird.
Aus meiner Erfahrung sind in der Praxis vor allem zwei Varianten im Einsatz:
- Direkte Verlinkung eines Filters
- Linkmodul innerhalb der Kategorie (meist einfache Liste an Links), das relevante, gefilterte Produktlisten verlink
Direkte Verlinkung des Filterwertes
Bei dieser Variante verlinkt man aus der Filternavigation direkt (s. Bergfreunde Beispiel) zur jeweiligen Facetten-URL.
Um Nutzer:innen möglichst auch eine Mehrfachauswahl zu ermöglichen, benötigt es einen weiteren Klick. Erst dann wird die auf die Auswahl angepasste Produktliste angezeigt.
Individuelles Linkmodul für Facetten-Links
Die Verlinkung der relevanten Filter-URLs erfolgt durch ein oder mehrere individuelle Linkmodule. Weit verbreitet sind Einbindungen oberhalb oder unterhalb der Produktliste.
Besonderes Augenmerk sollte auf die thematische Nähe dieser Links gesetzt werden. Denn anders als bei der Verlinkung direkt aus den Filtern, ist diese nicht unbedingt automatisch gegeben.
Beispiel für Kombination aus SEO und UX
Wenn ich ehrlich bin, sind viele Umsetzungen aus der Nutzerperspektive wahrscheinlich wenig hilfreich.
Vor allem Integrationen unterhalb von (langen) Produktlisten und als bloße Textlinklisten werden wahrscheinlich selten zur Navigation genutzt.
Eine gute Idee hatte das Produkt-Team von Zalando und integriert Facettenlinks innerhalb der Produktliste. Visuell ansprechend, aus meiner Sicht hilfreich für Mensch und Maschine und prominent integriert.
So werden Filterattribute für Ärmellänge, Material und Stil von der Produktliste aus verlinkt.
Anmerkung: In der Vergangenheit wurden auch ganze Linkblöcke für Nutzer nicht sichtbar in das HTML der Kategorien integriert. Eine reine SEO-Implementierung, die nur für Bots integriert war. Das hatte aus meiner Sicht nichts mit Nutzerzentrierung zu tun. Haltet Euch daher lieber an das Credo, dass alles, was für Bots sichtbar sein soll, gleichzeitig auch im Frontend eures Shops für Nutzer:innen sichtbar ist.
Übersicht: So verlinken Online-Shop ihre Facettennavigation
Ausgangsbasis ist die Liste des DESI 250, gefiltert auf die 25 größten Sichtbarkeitsgewinner seit 01.01.2024 (Stand Juni 2024)
Sehr überraschend, dass viel Online-Shops noch garnicht Potenziale der Facettennavigation nutzen. Natürlich können die Gründe dafür auch darin liegen, dass es sich für ihr Inventar nicht anbietet. Bei den meisten sehe ich allerdings eher großes Potenzial.
Fazit
Wenn du dich bisher noch garnicht mit der Facettennavigation deines Online-Shops beschäftigt hast, wird hier sicherlich eines der größten Potenziale für SEO-Wachstum liegen. Alleine die Erreichbarkeit von relevanten Filter-URLs kann, aus meiner Sicht, zu mittelfristigen Traffic-Sprüngen von mindestens 20% führen.
Stellst du fest, dass eine viel zu große Zahl an gefilterten Produktlisten erreichbar (also verlinkt) und indexiert ist, kann die Reduzierung dieser Summe ebenfalls positiven Einfluss auf die SEO-Entwicklung besitzen. Die Lösung technischer Probleme sollte dabei keine größere Herausforderung darstellen und ist ein lohnendes Invest, um SEO-Ressourcen auf relevante URLs zu bündeln.
In jedem Fall solltest du aktiv werden und in die Analyse gehen.